Holunder oder auf österreichisch: Holler – Blüten und Beeren

 

Zitat:
„Ab und zu bewegen wir uns in das hinaus, was wir Natur nennen, um Nahrung zu sammeln. Im einen Arm das geflochtene Körbchen, im anderen die Geliebte, stehen wir unter einem Hollerbusch, einem der vielen, die im Frühling und im Frühsommer blühen. Wie weiße Gischt krönen die Blüten dieses bescheidenen Buschs die Wellen unserer Hügelländer, und wenn man näher hinsieht, merkt man, diese Gischt besteht aus lauter kleinen Sternchen.

Vielleicht war es die Kombination aus Bescheidenheit und Schönheit, die ältere Völker dazu brachte, dem Holunderstrauch mythische Qualitäten zuzuschreiben. Holler, wie der Holunder im österreichischen Volksmund heißt, ist der Strauch der Frau Holle, einer germanischen Frauengöttin, auch Frau Holde genannt, die erst im Zug der Zwangschristianisierung von der Göttin zur bösen Hexe wurde. Frau Holle regierte eine Unterwelt, welche die Germanen unter den Wurzeln des Holunderstrauchs vermuteten, weswegen ihnen der Strauch heilig war und nicht gerodet werden durfte. Frau Holle dirigierte das Wetter und entschied über Ernte oder Missernte. Noch heute schreibt man dem Hollerbusch eine segensreiche und hausbeschützende Wirkung zu.

Nachgewiesenermaßen sind seine Blüten und Früchte äußerst gesund; letztere sind in rohem Zustand ungenießbar: Wie die Rinde des Buschs enthalten sie Blausäure. Wir sind aber weniger an Gift oder Heilwirkung interessiert als am Genuss. Der besteht einerseits im Sammeln, andererseits im Trinken des verdünnten Safts, der sich natürlich auch zum Mixen mit allerlei Schaumweinen bestens eignet. Das Sammeln sollte unbedingt bei schönem, trockenem Wetter geschehen. Die Blüten schneiden Sie mit einer Schere am Stil ab. Und entfernen Sie vorhandene Insekten. Ja. Insekten sind vorhanden, es gibt von ihnen mehr als von uns, warum sollten sie sich ausgerechnet von Hollerblüten fernhalten?“

Der Text stammt aus dem Buch „Thurnher auf Rezept“ von Irena Rosc und Armin Thurnher (Falter Verlag, 192 Seiten, 29,90 Euro).

Erhältlich unter faltershop.at © Irena Rosc

 

Gesammelt hätten wir die Blüten jetzt, aber warum?
Warten Sie, bis Sie beim Lesen bei den Rezepten angelangt sind. Dann wird alles klar 

 

Ist Holler gesund?

Diese Frage können wir nur mit einem riesengroßen JA beantworten. Holler wirkt anregend, blutreinigend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, schleimlösend und schweißtreibend.

In der Naturheilkunde wird Holler für die Behandlung von Atemwegserkrankungen, Entzündungen Erkrankungen der Haut, zur Wundversorgung, aber auch bei Schlafstörungen, Erschöpfung, Nervosität und bei vielen anderen Wehwehchen eingesetzt.

Jetzt schon an den Winter denken!

Einen Teil der gesammelten Blüten können wir trocknen. Hollerblütentee ist ein großartiger Begleiter durch die kalte Jahreszeit. Er wärmt wunderbar und wenn doch eine Erkältung ausgebrochen ist, hilft er bei einer Schwitzkur. Ein Häferl Hollertee und ab ins Bett um das Böse rauszuschwitzen.

 

Wie lässt sich Holler konservieren?

Die Blüten eignen sich hervorragend für einen Tee oder Sirup. Aus den Beeren kann man einen Saft oder Likör gewinnen. Sie eignen sich auch zum Einkochen  Hollerkoch ist ein köstlicher Begleiter diverser Schmarren.

 

Macht Holler dick?

Der Holler selber nicht. Im Gegenteil: er wird in der Naturheilkunde auch zur Bekämpfung von Übergewicht eingesetzt. Bei den meisten Hollerrezepten, und auch beim Konservieren ist allerdings recht viel Zucker dabei… und DER macht dick!

 

Jetzt aber zu den Rezepten:

 

Hollerblüten-Sirup

  • 5 l Wasser
  • 4 kg Zucker
  • 120 g Zitronensäure (die Zitronensäure kann man weglassen, wenn man den Sirupzucker für Blüten von Wiener Zucker verwendet)
  • 3 Bio Zitronen
  • 2 Bio Orangen
  • Ungefähr 40 Hollerblüten je nach Größe

Das Wasser mit dem Zucker in einem großen Topf aufkochen und abkühlen lassen. Dann die in Scheiben geschnittenen Orangen und Zitronen und eventuell die Zitronensäure dazugeben. Blüten beimengen, abdecken (nicht luftdicht) und ein paar Tage in die Sonne stellen.

Danach abseihen, und in sterilen Flaschen luftdicht verschließen. Ich empfehle eher kleine Flaschen zu verwenden, die man nach dem Öffnen schnell aufbrauchen kann. Die geöffnete Flasche bitte im Kühlschrank lagern. Ungeöffnet hält der Sirup in der Speisekammer mindestens ein halbes Jahr.

 

Hollervodka

Die im Topf zurückgebliebenen Blüten und Früchte mit Vodka aufgießen, und noch 3 Wochen stehen lassen. Dann abseihen und entweder pur oder mit Eis als Likör genießen, oder als Basis für weitere Drinks verwenden. Hollervodka verträgt sich zum Beispiel sehr gut mit Gin.

 

Hollakiache ( Hollunderküchlein )

Ein Lieblings-Rezept meiner Oma: die Blüten in Palatschinken-Teig tauchen und in Fett rausbacken. Einfach köstlich!
Sie hätten lieber ein richtiges Rezept? Bitte sehr – hier

 

Hollerbeeren-Saft

Reife Hollerbeeren abrebeln und in einem Topf mit ungefähr daumenbreit Wasser circa eine Viertelstunde kochen. Wenn die Beeren weich und verschrumpelt sind, durch ein Tuch (z.B. eine Stoffwindel) in einen anderen Topf abseihen. Achtung: Holler färbt sehr stark. Das Tuch wird nie wieder seine ürsprüngliche Farbe haben.
Um möglichst viel Saft zu bekommen kann man den Saft über Nacht austropfen lassen, oder man massiert den Saft mit Druck heraus.
Um den Saft haltbar zu machen füllt man ihn in Flaschen, die sich dicht verschließen lassen. Die Flaschen werden dann im Wasserbad 30 Minuten lang erhitzt um den Saft zu sterilisieren.

 

Hollerlikör

Für Hollerlikör füllt man eine Hand voll Hollerbeeren in ein Glas. und zuckert sie nach Geschmack. Dann kommt ein Häferl Hollerbeerensaft (s.o.) dazu. Aufgegossen wird mit Vodka oder Korn. Wer das Aroma mag kann auch Inländer Rum stattdessen verwenden. Rum harmoniert ausgezeichnet mit den Hollerbeeren und der Likör passt dann hervorragend in den Weihnachtspunsch. Auch eine Zimtrinde verleiht dem Likör ein wenig weihnachtliche Vorfreude.
Das Verhältnis von Schnaps und Saft ist ungefähr 50:50, je nachdem wie stark der verwendete Schnaps ist. Der Liköransatz muss mindestens 6 Wochen an einem warmen Ort ziehen bevor man ihn in Flaschen abseiht.

 

Hollerkoch

  • 1 kg Hollerbeeren gerebelt
  • 1/4kg Zucker
  • 1 Stange Zimt
  • 2 Gewürznelken
  • 1l Wasser

Wasser, Zucker und Gewürze aufkochen, den Holler dazugeben, und 15 Minuten kochen. Gewürze entfernen, und den kochend heißen Holler samt Sud in Gläser abfüllen und verschließen.
Bei Verwendung wird der Hollerkoch mit Äpfeln oder Zwetschken verfeinert, die miterhitzt werden. Hollerkoch passt ausgezeichnet zu diversen Schmarren, aber auch zu Topfennockerln.

 

Und falls Sie gerne ungewöhnliche Sommerdrink-Kreationen auspobieren möchten – Voilá hier einige Tipps vom Falstaff 🙂

Wir wünschen viel Vergnügen mit den Früchten der Frau Holle… und nicht vergessen: immer den Hut ziehen vor dem Hollerbusch.

Mit etwas Glück findet man auf  älteren Stauden das Judasohr – aber das ist eine andere Geschichte…. 

 

 

Wohl bekomm’s und gutes Gelingen!

 

Quelle: Newsletter der Zeitschrift Falter www.falter.at, ichkoche.at, kochbar.de
Photocredits: pixabay.com

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